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Alter Hut oder frischer Wind?
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Prioritäten
Alter Hut oder frischer Wind?

Prioritäten im Wandel

Claudia Flieder
freie Redakteurin und Autorin
Wien, A

Frau Elisabeth K. ist von ihrem Partner schwer enttäuscht. Der letzte Streit war heftig, es hat ungerechte Vorwürfe gegeben, und sie fühlt sich nun verletzt und gekränkt. Kein Problem, sie hat ja kürzlich einen interessanten Artikel in einem Modemagazin gelesen. Darin ging es um Rache, genauer gesagt um die Frage: Wie räche ich mich an meinem Mann/meiner Frau möglichst wirkungsvoll? Kreative Ideen wurden ausgetauscht, etwa Vogelfutter auf das Auto des Partners zu streuen oder der Freundin Selbstbräuner in die Gesichtscreme zu mischen. Frau Elisabeth K. ist sich sicher, dass ihr eine gute Möglichkeit einfällt, es ihrem Mann heimzuzahlen.

Das ICH-Prinzip

Gute Möglichkeit? Natürlich, denn es geht darum, sich nichts gefallen zu lassen. Das ICH hat oberste Priorität. Wichtig ist, was mir gefällt, was meinem Wohlgefühl dient und wie ich am besten weiterkomme. Frau Elisabeth K. ist kein Einzelfall, sondern ein Beispiel für das Credo unserer Gesellschaft. Doch dies soll kein Vorwurf sein: Warum sollte ich meine Fähigkeiten nicht für mich nützen? Warum sollte ich mich ständig unterkriegen lassen? Oder noch weiter gefragt: Warum sollte ich nicht glücklich werden? Um diesen Punkt dreht sich heute alles – um das persönliche Glück. Das hat Priorität Nummer 1.

Ein anderes Beispiel: Früher wurde ein Waschmittel damit beworben, dass die Wäsche noch sauberer, heller und duftender wird. Nun verspricht das Waschmittel nicht mehr nur Sauberkeit, sondern Glück! Tees machen glücklich, Suppen, Shoppen, Unterhaltung, Karriere … So suggeriert es uns die Werbung. Es gibt ja tatsächlich viele Möglichkeiten, «Glück» zu definieren. Was macht uns glücklich? Viel Geld in der Tasche bzw. auf dem Konto? Die aktuelle Mode, das neueste Smartphone? Sportliche Leistungen? Eine schöne Frau zu haben/einen attraktiven Mann? Glückliche Kinder?

«Richtig» oder «falsch»?

Stichwort «Kinder»: Beruflicher Erfolg wird meist hart erkämpft. Frauen und Männer wollen sich in der Arbeit verwirklichen. Da hat die Familie manchmal das Nachsehen … Eine Juristin berichtete in einem Interview von ihrer Art, den Tag zu gestalten: In der Früh werden die Kinder zur Schule gebracht, wo sie den ganzen Tag verbringen. Der Hund kommt zum Hundesitter, der Mann verlässt sowieso das Haus, um seiner Arbeit nachzugehen. Alle sind versorgt, und der Karriere steht nichts mehr im Weg. Noch einmal: Niemand soll für seinen Lebensstil verurteilt werden. Es gibt in unserer Zeit kein objektives «Richtig» oder «Falsch» mehr. Das sind Maßstäbe von gestern, ein alter Hut sozusagen. «Richtig» ist heute, was mir guttut. «Falsch», was mir im Weg steht. Nun weht frischer Wind, auch im Zusammenleben. So erklären Meinungsmacher und Soziologen, dass die Ehe mittlerweile ein vergangener «Trend» sei. Heute gebe es andere Formen des Miteinanders. Wir müssten eben unsere Prioritäten an die Zeit anpassen, an die Trends. Allen genannten Beispielen ist eines gemeinsam – die Bedeutung unserer menschlichen Bedürfnisse.

 

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