
Optimismus
Wenn Freude fliegt und Optimismus trägt ...
Inmitten all der Dinge, die wir täglich tun, erledigen, aushalten und organisieren, verlieren wir manchmal den Blick für das, was uns wirklich trägt: die leisen, stärkenden Kräfte von innen. Freude und Optimismus sind solche Kräfte. Sie sind wie zwei Seiten einer Medaille – unterschiedlich in ihrer Natur, aber eng miteinander verbunden. Die eine leuchtet, die andere hält.
Bettina Werner
Physiotherapeutin und
DVG-Gesundheitsberaterin
Wenn das Herz lächelt
Es gibt Momente, da berührt etwas unser Herz – ganz leise, fast unscheinbar. Manchmal braucht es nur einen Moment der Stille, einen Blick aus dem Fenster, ein Lied aus vergangenen Zeiten, ein Kinderlachen, eine Umarmung, ein Lächeln, das warme Licht der Morgensonne, das Singen der Amsel, Barfußlaufen durchs Gras, den Duft frischer Kräuter – und plötzlich ist sie da: Freude. Nicht laut, nicht aufdringlich – sondern wie ein zarter Hauch.
Freude braucht keine großen Inszenierungen und kommt nicht auf Bestellung. Was sie braucht, ist ein waches Herz. Manchmal denken wir, wir müssten erst «alles im Griff» haben, bevor wir Freude empfinden dürfen. Doch Freude will gefunden werden, mittendrin im Unfertigen.
In einer Welt, in der alles schneller, lauter und perfekter werden soll, wirkt echte Freude fast wie ein Wunder. Sie erinnert uns daran, dass das Leben nicht nur aus To-do-Listen und Verpflichtungen besteht. Freude ist ein Gefühl – emotional und körperlich spürbar. Sie kommt oft dann, wenn wir sie am wenigsten erwarten, und verwandelt einen gewöhnlichen Augenblick in etwas Wunderbares. Man kann Freude erleben, ohne vorher darüber nachzudenken. Sie ist eher Herz als Kopf. Freude ist einfach da, wenn wir sie zulassen.
Freude ist wie Fliegen – sie erhebt uns, ohne dass wir genau wissen, wie. Sie trägt uns für einen Moment über den Alltag hinaus.
Der Mut, hell zu sehen
Doch was geschieht, wenn das Leben schwer wird? Wenn die Freude sich nicht blicken lässt? Dann braucht es etwas anderes, das uns hält. Kennen Sie den Spruch: «Pessimisten stehen im Regen. Optimisten duschen unter den Wolken»? Ich weiß nicht, von wem er stammt, aber er veranschaulicht auf bildhafte Weise eine wichtige Wahrheit: Optimistisch zu sein ist keine Frage des Wetters oder der Umstände – es ist eine Entscheidung. Die Lebenssituation ist gegeben – aber wie entscheide ich mich, sie zu betrachten?
Optimismus fragt nicht: «Wie fühle ich mich?» Sondern: «Worauf richte ich meinen Blick?» Echter Optimismus ist nicht oberflächlich. Er ignoriert die Probleme nicht, sondern begegnet ihnen mit einer inneren Haltung, die Erich Kästner treffend beschreibt: «Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.»
Wer optimistisch ist, schaut der Realität ins Gesicht – aber mit der Hoffnung im Gepäck.
Fliegen lernen – mitten
im Leben
An dieser Stelle möchte ich Ihnen von meinem 50. Geburtstag erzählen. Auf dem Geburtstagstisch lag unter anderem ein Briefumschlag meiner besten Freunde. Als ich ihn öffnete, entdeckte ich einen Gutschein für einen Tandem-Gleitschirmflug. Ich war sprachlos – bis dahin war ich noch nie mit einem Flugzeug geflogen, und nun gleich so etwas?
Mein Erstaunen steigerte sich noch, als ich das Datum las: Der Flug sollte schon am nächsten Tag stattfinden. Meine Gefühle waren außer Rand und Band. Einerseits freute ich mich riesig, andererseits war ich aufgeregt und ängstlich. Ich sollte mich an einen Gleitschirm hängen und durch die Lüfte schweben? Unvorstellbar!
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