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Meine Gedanken und ich …
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Optimismus
Meine Gedanken und ich …

Judith Leitner
Psychologie BSc, Personalberaterin
Mollis, CH

Wer lenkt wen?

Vor einiger Zeit reiste ich nach Thailand. Die große Freude wurde bereits am dritten Abend getrübt: Ich bekam Halsschmerzen. Selbstverständlich ging ich besonders früh ins Bett, um meinen Körper durch den Schlaf zu stärken. Aber so schnell war nicht an Schlaf zu denken … «Was ist, wenn mein Halsweh morgen früh nicht weg ist? Könnte ich wiederum eine Mandelentzündung bekommen?» Meine Gedanken hielten mich vom Schlafen ab. «Jetzt an etwas Positives denken!», ermutigte ich mich selbst. Es war ein regelrechter Kampf darum, ob ich meine Gedanken lenke oder meine Gedanken mich im Griff haben. Irgendwann schlief ich dann doch ein …

Was Gedanken alles bewirken können

Nicht umsonst sprechen wir immer wieder von den «Self-fulfilling prophecies», den sich selbst erfüllenden Vorhersagen. Wir meinen damit, dass unsere Erwartungen an ein Ereignis, also unsere Gedanken vor einem Ereignis, das Ereignis selbst beeinflussen können. Ich erwarte zum Beispiel den Besuch unserer Nachbarin. Ich mag sie gern und bin mir sicher, dass wir uns gut unterhalten werden. Allein aufgrund meiner Erwartung (und meines daraus folgenden Verhaltens) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mich ein interessanter Nachmittag erwartet. Wenn ich jedoch eine zähe Unterhaltung erwarte, könnte es gut sein, dass meine Befürchtung Wirklichkeit wird.

Mit unseren Gedanken «steht und fällt» alles, oder sagen wir mal vieles. Unsere Gedanken gehen unseren Worten und Taten voran. Wir können unser Sein und Können in unseren Gedanken analysieren und entsprechende Schlüsse ziehen. In unseren Gedanken bilden sich unsere Meinungen und Überzeugungen, unser Glaube und unsere Weltsicht. Wir können positive oder negative Gedanken wälzen, Dingen auf den Grund gehen und Neues entdecken. Unsere Gedanken sind frei, es liegt jedoch in unserer Hand, sie in positiver Weise zu lenken.

Der Wunsch, sich gut zu fühlen

Interessanterweise ist es tief in uns Menschen verankert, dass wir uns gut fühlen wollen. Wir tragen mit unseren Gedanken dazu bei, dass wir unser Wohlbefinden aufrechterhalten können.

Stellen wir uns Leon vor: Er kommt mit einer sehr guten Note nach Hause. Selbstverständlich erzählt er seiner Mutter sofort von seinem tollen Erfolg und betont dabei, wie fleißig er gelernt habe und wie gut er doch in Mathe sei. Einige Tage später bringt er wider Erwarten eine schlechte Note in Mathe heim. Die Begründung hierfür: Der Lehrer sei unfair und der Test sei schwer verständlich gewesen.

Wer kennt das nicht? Wenn wir eine Aufgabe gut gemacht haben, finden wir die Erklärung schnell bei uns selbst (Fleiß, Begabung etc.), haben wir jedoch keinen Erfolg oder unterlaufen uns Fehler, neigen wir zu externalen Attributionen, zu Gründen, die außerhalb von uns liegen, erklären uns dies also durch die (ungünstige) Situation oder sogar durch die Fehler anderer. Forscher haben in vielen Untersuchungen herausgefunden, dass wir sowohl Erfolge als auch Misserfolge für uns jeweils möglichst günstig auslegen, um unseren Selbstwert nicht in den Keller sausen zu lassen. Zu unserem Vorteil ist dieses, nennen wir es vorsichtig «positive Denken» oft, da wir uns den Umständen weniger ausgeliefert vorkommen. Denn wenn sich beispielsweise Leon seinen Misserfolg ganz selbst zuschreiben würde («Ich bin doch zu dumm für Mathe»), wäre er fürs nächste Mal viel weniger motiviert und hätte wahrscheinlich zunehmend weniger Erfolg in diesem Fach.

 

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