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Unglaubliche Vorteile des Fastens
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Ernährung
Unglaubliche Vorteile des Fastens

Dr. rer. nat. Heidi Schulz
Wissenschaftlerin
Regensburg, D

Das Fasten, eine uralte Tradition

Fasten ist in irgendeiner Form Bestandteil aller großen Religionen. Bereits die Ärzte des Altertums erkannten, dass Fasten nicht in erster Linie dazu diente, das Gewicht zu reduzieren, sondern um Heilungsprozesse im Körper in Gang zu setzen. Hippokrates von Kos empfahl 400 Jahre v. Chr.: «… heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.» Diesen Rat bekräftigte der Arzt und Philosoph Paracelsus (1493–1541), als er schrieb: «Fasten ist das größte Heilmittel». Ellen White, eine Vorreiterin der präventiven Medizin in westlichen Ländern, gelangte zur Einsicht: «Krankheit ist oft die Folge unregelmäßigen Essens. [...] In vielen Krankheitsfällen gibt es für den Patienten kein besseres Mittel, als eine oder zwei Mahlzeiten zu überspringen, damit die überarbeiteten Verdauungsorgane Gelegenheit zur Ruhe finden.»

Warum Fasten?

Aus welchem Grund werden verschiedene Formen des Fastens im 21. Jahrhundert sogar von den Firmenchefs Silicon-Valleys praktiziert? Welche Hinweise bietet uns die moderne Wissenschaft für diese Praktiken?

Tatsächlich beschränken sich die positiven Effekte des Fastens nicht allein auf die Kontrolle und Abnahme des Gewichts. Sie sind vielfältiger und reichen von der Stärkung des Immunsystems bis hin zur Verbesserung kognitiver Funktionen. Der Nahrungsmangel zwingt unseren Körper, ein anderes «Programm einzuschalten», um dafür zu sorgen, dass der Energiebedarf – insbesondere des Gehirns – gedeckt wird. Um dies zu erreichen, muss die «Benutzung» etlicher Gene neu reguliert werden. Es müssen notwendige Eiweiße und Enzyme erzeugt und überflüssige unterdrückt werden. Dadurch nehmen schädliche Substanzen wie Entzündungsmoleküle ab, und das Nervenwachstum wird durch die Aktivierung verschiedener Gene gefördert.

Außerdem wird nach ca. 15 Stunden ohne Nahrung ein Prozess namens Autophagie aktiviert. Dabei werden geschädigte Zellen, Proteine sowie Bakterien und Viren zerstört, wodurch Alterungsprozessen und Infektionen vorgebeugt wird. Entgegen den Bedenken, die man nach einer kurzen Hungerperiode äußern könnte (zum Beispiel schlechte Laune), führt ein längeres Fasten zu positiven Gefühlen und mehr Konzentration. Das Risiko, einer Depression zu verfallen, wird gesenkt. Sogar Ängste und Sorgen können durch ein 24-stündiges Fasten vermindert werden. Die Gedächtnisleistung erhöht sich. Laut einer Studie mit «fastenden» Mäusen war deren angstähnliches Verhalten um 40 % niedriger und das Gedächtnis um etwa 30 % verbessert – dies im Vergleich zu Kontrolltieren, die vorher nicht gefastet hatten (Towers et al., Metabolism, 2017).

Verringerung der Kalorienzufuhr – weniger essen

Neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Fasten lebensverlängernd wirkt und zurzeit die einzig fundierte Methode ist, um unsere biologische Uhr «zu verlangsamen». Die ersten Indizien, dass sich eine Reduzierung der Kalorienzufuhr allgemein positiv auswirkt, stammen aus der Alterungsforschung. Versuche mit unterschiedlichen Tieren haben gezeigt, dass das einzig wirksame Mittel, um die Lebenserwartung zu verlängern, die kalorische Restriktion (weniger Kalorien) ist. Wenn Tiere verschiedener Arten etwa 20 % weniger der für sie empfohlenen Kalorien fressen, verlängert sich ihr Leben im Vergleich zu ihren Artgenossen um etwa 16-56 % (Hursting et al., Annu. Rev. Med., 2003). Ein zusätzlicher Vorteil der verminderten Nahrungsaufnahme ist das verzögerte Einsetzen altersbedingter krankhafter Veränderungen. Zu diesen gehören Diabetes, Krebs, Herzkreislauferkrankungen und Demenz (Colman et al., Science, 2009).

 

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