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Fleisch und Krebs?
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Ernährung
Fleisch und Krebs?

Dr. med. Marko Klemenz
Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Suchtmedizin, Diabetologie
Kleines Wiesental, D

Freilichtmuseum Ballenberg – aus alter Zeit

Ein Ort, den ich immer wieder gerne besuche, ist das Freilichtmuseum Ballenberg in der Schweiz. Eingerahmt in wunderschönes Alpenpanorama, sind dort über 100 historische Häuser aus allen Kantonen pittoresk aufgestellt. Das älteste ist eine Sennhütte von der Axalp aus dem Jahr 1520. Die Bauerngärten, die Nutztiere, die Einrichtungen, einfach alles sieht so aus, als ob die Bewohner nur kurz auf dem Feld oder auf dem Weg zum Wochenmarkt wären.

Mich fasziniert, mit welch einfachen Hilfsmitteln die Menschen sich unter geographisch und klimatisch teils widrigsten Umständen ein Überleben ermöglicht haben. Man spürt regelrecht, wie anstrengend und auch gefährlich so ein Leben gewesen sein muss. Hunger, Kälte, Entbehrung und enorme körperliche Anstrengungen waren vor allem in weniger privilegierten Gegenden an der Tagesordnung. Eine Missernte stellte eine Bedrohung für das Leben einer ganzen Großfamilie oder eines ganzen Dorfes dar. Getreide war kostbar, Milch ein Grundnahrungsmittel und Fleisch ein Garant für das Überleben in Notzeiten.

In der Neuzeit angelangt

Durch immer mehr technische Geräte und Hilfsmittel ist das Leben heute auch in unwirtlichen Gegenden deutlich einfacher, sicherer und weniger anstrengend geworden. Maschinen, Bremskraftverstärker, Servolenkungen, Aufzüge, Rolltreppen, Autos, Busse und Züge helfen uns, dass wir nicht mehr so weit laufen, nicht mehr so schwer heben oder uns anderweitig körperlich so anstrengen müssen.

All das hat dazu geführt, dass die Lebenserwartung durch eine verbesserte Versorgung mit frischen Lebensmitteln, durch die Senkung der Kindersterblichkeit und durch bessere Behandlungsmöglichkeiten von Infektionskrankheiten deutlich angestiegen ist.

Parallel sind andere gesundheitliche Probleme aufgetaucht: So meldete beispielsweise die WHO 2009, dass 40 % der Todesfälle weltweit auf Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Bewegungsmangel und Fettleibigkeit zurückzuführen sind. Auch sterben mittlerweile weltweit jährlich mehr Menschen an den Folgen von Übergewicht als an Hunger. Die Zahl von ca. 2 Millionen Hungertoten pro Jahr ist deshalb so schockierend, weil diese Opfer ja nicht nur durch Hunger wegen Krieg und Vertreibung, sondern vor allem wegen der ungleichen Verteilung der – global gesehen - ausreichend zur Verfügung stehenden Lebensmittel zu beklagen sind.

Schwerwiegende Veränderungen

Neben der mangelnden Bewegung sind auch unsere fest verwurzelten Ernährungsgewohnheiten an dieser Entwicklung beteiligt. Welchen Einfluss hat es auf die Gesundheit, wenn Personen, die heute nicht mehr so schwer arbeiten müssen, weiter mit Vorliebe die hochkalorischen Dinge essen, die unseren Vorfahren das blanke Überleben gesichert haben?

Mittlerweile ist unbestritten, dass sich eine vegetarische Ernährung günstig bezüglich Körpergewicht, Cholesterin, Arterienverkalkung (mit den Erscheinungsformen Schlaganfall und Herzinfarkt/koronare Herzkrankheit), Blutdruck und Blutzucker auswirkt.

Auch die Häufigkeit von Krebserkrankungen hat sich von 1970 bis heute in den westlichen Ländern etwa verdoppelt. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes in der Schweiz sind Krebserkrankungen nach Herzkreislauferkrankungen mittlerweile die zweithäufigste Todesursache. Im Jahr 2014 sind dort 21.765 Männer und 18.704 Frauen erstmalig an Krebs erkrankt. Das Risiko, vor dem 70. Lebensjahr an Krebs zu erkranken, betrug für Männer 23,5 % und für Frauen 20,0 %. Im selben Beobachtungszeitraum sind 9.297 Männer beziehungsweise 7.468 Frauen an Krebs gestorben. Der Verlust an potentiellen Lebensjahren bis zum Alter von 70 Jahren wird gemäß den offiziellen Angaben auf 31.807 / 26.773 Jahre beziffert (1). Das sind – neben den Kosten, dem ganzen Leid, dem Schmerz und Kummer, die so eine Erkrankung mit sich bringt – insgesamt fast 60.000 Jahre an Liebe, Zuwendung und Vermittlung von Lebenserfahrung, die allein den Kindern und Enkeln in der Schweiz verloren gehen.

 

 

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